Vier Wochen nach seiner Vertreibung kehrte der Bischof von Dili in seine Heimat zurück - Er will Landsleuten Mut zum Wiederaufbau machen - Bischof Do Nascimento warnt vor neuer Gewalt
Dili, 6.10.99 (KAP) Der osttimoresische Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo hat seine Landsleute zur Rückkehr in die Heimat aufgerufen. Vier Wochen nach seiner Vertreibung durch pro-indonesische Milizen ist der Bischof von Dili am Mittwoch in seine Heimat zurückgekehrt. Auf dem Flughafen der Hauptstadt wurde der Friedensnobelpreisträger von begeisterten Landsleuten willkommen geheißen. Massive Sicherheitsvorkehrungen begleiteten die Ankunft des Bischofs, der in einer ersten Erklärung der internationalen Gemeinschaft für ihre Unterstützung dankte.
Bei seiner Ankunft forderte Belo das Ausland auf, alles zu tun, um dauerhaften Frieden in Osttimor zu schaffen. In einem Appell an die Bürger Osttimors erklärte Belo, zunächst müsse eine UNO-Verwaltung errichtet werden. In einem zweiten Schritt sollte dann der Nationale Widerstandsrat die Gesellschaft nach rechtsstaatlichen Prinzipien organisieren. Die Kirche sei bereit, dabei mitzuwirken.
Über die systematischen Verwüstungen durch pro-indonesische Milizen nach dem Volksentscheid für die Unabhängigkeit vom 30. August äußerte Belo Unverständnis. Die Indonesier hätten während ihres Aufenthalts in Osttimor mehr als die ehemalige Kolonialmacht Portugal aufgebaut. Nun hätten sie dies alles wieder zerstört.
"Nach vorne schauen"
Vor dem Abflug aus dem australischen Darwin hatte Belo gesagt, er fürchte bei seiner Rückkehr nicht um sein Leben. Anfang September war der Bischof nur knapp den gewalttätigen Milizen entkommen. Seine Residenz in Dili war völlig verwüstet und niedergebrannt worden. In einem Interview mit dem australischen Radiosender ABC sagte Belo am Mittwoch, er hoffe, dass seine Rückkehr viele verängstigte Timoresen dazu bewege, ihre Verstecke in den Bergen zu verlassen und ihre Häuser wieder aufzubauen. Er werde die Gläubigen auffordern, nach vorn zu schauen und sich nicht ständig mit der Vergangenheit zu befassen. Der Bischof sollte noch am Mittwoch in die Hafenstadt Baucau weiterreisen.
Belo hatte 1996 zusammen mit dem Unabhängigkeitskämpfer Jose Ramos-Horta den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen um die Beendigung des Konflikts in Osttimor erhalten. Er hatte vor dem Referendum am 30. August mehrfach die Stationierung von UNO-Truppen verlangt, weil er die Gewaltexzesse der Milizen befürchtet hatte; seine Warnung waren nicht gehört worden.
Probleme mit Guerilla
Unterdessen warnte der osttimoresische Bischof Basilio Do Nascimento vor neuer Gewalt in der Region. Es gebe bereits erste Scharmützel zwischen der Guerillabewegung Falintil und dem Nationalen Widerstandsrat, sagte der Apostolische Administrator von Baucau in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der französischen katholischen Tageszeitung "La Croix". Nötig sei, so schnell wie möglich demokratische Strukturen aufzubauen, um die gegenwärtige Anarchie zu beenden. Die Falintil-Guerilla widersetzt sich der Forderung der internationalen Friedenstruppe auf Osttimor (Interfet), ihre Waffen abzugeben.
Auch die Auseinandersetzungen mit pro-indonesischen Milizen könnten möglicherweise wieder aufflammen, warnte der Bischof. Dies hänge ausschließlich davon ab, ob sie Unterstützung der Armee erhielten oder nicht. Die Angehörigen der Milizen seien zwar ihrer Führungspersonen beraubt, doch fühlten sie sich in die Enge getrieben und könnten deshalb "wie Tiere" mit Angriff reagieren.
Dass seine Bischofsstadt Baucau anders als Dili nicht verwüstet wurde, führte Do Nascimento auf einen schon in der Nacht des Unabhängigkeits-Referendums begonnen Dialog mit allen Verantwortlichen, auch denen der Milizen, zurück. Geholfen habe womöglich auch, dass der Polizei- und der Armeechef in Baucau Christen seien. Als wichtigste Aufgabe der Kirche in der Zukunft nannte der Bischof, den Menschen christliche Werte nahe zu bringen, um den Hass auszulöschen. Dies werde aber mehrere Generationen dauern. (Schluss)
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KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)