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Publisert 31. oktober 1999 | Oppdatert 6. januar 2011

Katholiken und Lutheraner schliesen in Augsburg Frieden (1)

Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre unterzeichnet - Symbolträchtiger Akt am Reformationstag

Augsburg, 31.10.99 (KAP) Nach 450 Jahren Streit und einer langwierigen theologischen Annäherung haben Lutheraner und Katholiken in Augsburg einen der Hauptstreitpunkte der Reformationszeit beigelegt. Bei einem ökumenischen Gottesdienst in der evangelischen St. Anna-Kirche unterzeichneten führende Vertreter des Vatikans und des Lutherischen Weltbundes (LWB) am Sonntag die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre". Darin stellen beide Seiten einen "Konsens in Grundfragen" der Rechtfertigungslehre fest. Die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts würden die heutigen Partner in der Ökumene nicht mehr treffen, heist es in dem Dokument. Es wurde vom Präsidenten des Päpstlichen Rats für die Einheit der Christen, Kardinal Edward Idris Cassidy, und dem LWB-Präsidenten, Landesbischof Christian Krause, unterschrieben.

Bei der Rechtfertigungslehre geht es darum, wie der sündige Mensch vor Gott bestehen kann. Lutheraner und Katholiken sind sich jetzt laut Dokument darin einig, dass sich der Mensch Gott gegenüber in keiner Weise auf seine eigenen Bemühungen und guten Taten berufen kann. Er ist allein auf die rettende Gnade Gottes angewiesen. In beiden Kirchen hatte es in den vergangenen Wochen vereinzelt Proteste gegen die Unterzeichnung gegeben. So hatten konservative Katholiken gemahnt, die Erklärung gefährde katholisches Glaubensgut und führe zu einer Protestantisierung der katholischen Kirche. 243 evangelische Hochschullehrer hatten umgekehrt gewarnt, mit der Unterzeichnung akzeptiere der Lutherische Weltbund katholische Positionen.

Die Feier der Unterzeichnung hatte am Sonntagmorgen mit einer Andacht im Dom von Augsburg begonnen. Der katholische Augsburger Bischof Viktor Josef Dammertz nannte die erreichte Übereinstimmung in der Rechtfertigungslehre einen "wichtigen Schritt auf dem mühsamen Weg zu einer immer tieferen Einheit" unter den Christen. In Augsburg, der Stadt des Religionsfriedens von 1555, beginne nun der "Weg der Besinnung und Umkehr". Oberkirchenrat Ernst Öffner, evangelisch-lutherischer Kreisdekan von Augsburg und Schwaben, betonte, die evangelische Kirche erwarte, dass mit der Gemeinsamen Erklärung "Verbesserungen im praktischen Miteinander" der Christen beider Konfessionen verbunden seien. Ziel bleibe die Eucharistiegemeinschaft und damit verbunden die gegenseitige Anerkennung als Kirche.

Historisch einmalige Prozession

Mehr als 1.500 Teilnehmer zogen anschliesend vom Dom durch die Augsburger Innenstadt bis zur evangelischen St. Anna-Kirche. Unter den Teilnehmern der Prozession waren viele hochrangige Vertreter der beiden Kirchen aus aller Welt. Während der historisch einmaligen Prozession kam es nicht zu lautstarken Protesten von Gegnern der Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Evangelische Kritiker verteilten vor dem Portal der St. Anna-Kirche eine Resolution gegen die Unterzeichnung. Die katholische "Kirchenvolksbewegung" verlangte, die "ökumenische Mahlgemeinschaft" der Christen schon jetzt einzuführen.

Das Rechtfertigungs-Dokument wurde symbolträchtig am Reformationstag unterzeichnet. Kardinal Cassidy sagte bei der Feier, die Gemeinsame Erklärung habe "neues Leben und neue Hoffnung für die gesamte ökumenische Bewegung" gebracht. Nun müssten die Anstrengungen vor allem in Europa erneuert werden, jenen vielen Menschen das Evangelium zu verkünden, die sich "weit von ihrem traditionellen Glauben entfernt haben". Die kirchlichen "Trennungen" seien ein groses Hindernis für diese Aufgabe.

Gedenken an die Opfer der Kirchenspaltung

Der Präsident des Lutherischen Weltbundes, Bischof Krause, rief die Christen zur Einmütigkeit auf: "Die Hände, die wir einander reichen, dürfen wir nicht mehr loslassen." Die Gemeinschaft der Kirchen müsse weiter vertieft und gefestigt werden. Mit der Gemeinsamen Erklärung würden Katholiken und Lutheraner nach Jahrhunderten "erstmals wieder gemeinsamen Boden betreten". Noch viele Probleme harrten sorgfältiger Prüfung und bedürften "umsichtiger Klärung". Doch der Weg in die Zukunft sei "deutlich und klar bestimmt". Krause erinnerte an die Opfer der konfessionellen Gegensätze. Wörtlich sagte der Präsident des Lutherischen Weltbundes: "Aus Gegnerschaft, oft auch Feindschaft zwischen unseren Kirchen sind Konflikte, Not und Leid für viele Menschen in vielen Ländern dieser Erde erwachsen." Krause bat Gott dafür um "gnädige Vergebung" und um "neue Kraft zur Versöhnung und Mut zum Frieden".

Als einen "Mark- und Meilenstein" auf dem Weg zur Einheit der Kirchen hat der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Mainzer Bischof Karl Lehmann, die "Gemeinsame Erklärung" von Lutherischem Weltbund (LWB) und römisch-katholischer Kirche zur Rechtfertigungslehre gewürdigt. Zugleich rief Lehmann am Sonntagabend in der Wiesbadener Lutherkirche bei einer Festveranstaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) zum Reformationstag dazu auf, das mit der "Gemeinsamen Erklärung" Erreichte in den Kirchengemeinden und in der Theologie nachzuvollziehen und einzulösen.

Augsburg dürfe kein "ungedeckter Scheck" bleiben, betonte der Bischof. Jetzt dürfe nicht alles so weitergehen wie bisher. Eine Ökumene, welche die Christen nicht näher zu Gott und damit auch zu den Menschen bringe, verdiene diesen Namen nicht. "Wir haben jedenfalls", so Lehmann, "nochmals in der 'Gemeinsamen Erklärung' eine beispiellose neue Chance erhalten, wieder näher zueinander zu kommen."

"Heilige Verpflichtung"

Lehmann wies in seinem Festvortrag auf Probleme hin, die "Einfachheit der Rechtfertigungsbotschaft" anzunehmen. Die Menschen unterlägen dem ständigen Druck, das Entscheidende zum Gelingen des Lebens selbst zu verantworten und leisten zu müssen. Sie ertrügen es schlecht, bis auf den Grund des Menschseins Empfangende zu sein. Nach dem Evangelium könne letztlich nur Gott den Menschen durch Vergebung und Versöhnung retten. Eine Neuauslegung des Rechtfertigungsgeschehens könne nur von einer radikalen Besinnung auf den Glauben an Gott und auf die Verlorenheit des Menschen in der Sünde ausgehen, betonte der Bischof. Gerade hier gebe es jedoch schwere Defizite.

Lehmann unterstrich, die "Gemeinsame Erklärung" von Augsburg bedeute für die Kirchen die "heilige Verpflichtung", ein neues Verständnis der Rechtfertigung zu suchen. Das könne aber nicht gelingen, wenn man nur die Worte der Bibel wiederhole oder sich ohne Interpretation der traditionellen Begriffe bediene. Dringend notwendig sei vielmehr eine Konfrontation der Rechtfertigungsbotschaft mit der neuzeitlichen Lebenserfahrung sowohl des Individuums wie der menschlichen Gemeinschaft. Von daher sei die Rechtfertigungsbotschaft heute "der Artikel, mit dem Kirche steht und fällt". (ende)

K199906236

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)

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