Apostolischer Nuntius in Jerusalem bestätigt, dass Israel nun einer Visite am Westufer nahe Jericho zugestimmt hat - Taufstätte befindet sich in militärischem Sperrgebiet
Jerusalem, 17.3.00 (KAP) Papst Johannes Paul II. wird während seiner Pilgerfahrt ins Heilige Land auch die israelische Seite der Taufstätte Jesu am Westufer des Jordans besuchen. Die Apostolische Nuntiatur bestätigte auf Anfrage der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA entsprechende Medienberichte. Die von den Palästinensern verwaltete Stadt Jericho werde der Papst aber nicht besuchen, so die Nuntiatur. Bisher war der Besuch Johannes Pauls II. am westlichen Jordanufer noch offen gewesen. PLO-Chef Yassir Arafat hatte den Papst vor mehreren Wochen nach Jericho und zu einem Besuch der Taufstätte eingeladen. Israel lehnte mit der Begründung ab, dass sich die Taufstätte im sogenannten "C-Gebiet" in den besetzten Gebieten und damit unter voller ziviler wie militärischer Kontrolle Israels befinde und Palästinenser und deren Streitkräfte dazu keinen Zutritt hätten. Israel warf den Palästinensern vor, den Papstbesuch für politische Zwecke auszunutzen, um ihre "Staatlichkeit" zu beweisen. Die israelische Regierung befürchtet zudem, dass palästinensische Kabinettsmitglieder den Papst auf dem Tempelberg in Jerusalem begrüßen könnten, um so die Ansprüche palästinensischer Souveränität in Jerusalem zu unterstreichen.
Die unter israelischer Kontrolle stehende Taufstätte befindet sich nahe Jericho in einem militärischen Sperrgebiet. Sie war für christliche Pilger während der vergangenen Jahre nur an wenigen Tagen im Jahr zugänglich. Sie liegt zwischen Minenfeldern am Ufer des nur wenige Meter breiten Flusslaufes. Während seines Aufenthaltes in Jordanien zu Beginn seiner Nahostreise wird der Papst die neuadaptierte Taufstelle am Ostufer des Jordans besuchen.
Arafat hat großes politisches Interesse, die Taufstätte Jesu unter seine Kontrolle gestellt zu bekommen, weil das den Palästinensern erstmals Zugang zu einer Außengrenze gäbe. Der Jordan ist nur wenige Meter breit und kann mühelos zu Fuß überquert werden. Angesichts der Versuche von Waffenschmuggel durch Tunnels unter der israelisch-kontrollierten Grenze nach Ägypten bei Rafah im Gazastreifen will Israel einen direkten palästinensischen Zugang nach Jordanien mit allen Mitteln verhindern. Nur aus diesem Grund, so israelische Verantwortliche, weigere sich die israelische Armee, das Gelände völlig von Minen zu räumen und Pilgern allgemein wieder zugänglich zu machen.
Die israelische Armee erklärte unterdessen, dass sie wegen des späten Beschlusses nicht mehr die Zeit habe, große Sicherheitsmaßnahmen zu treffen und das Gelände für den Papstbesuch vorzubereiten. Deshalb werde der Papst die Stätte nur mit einer kleinen Delegation besuchen.
Kathpress