Kondrusiewicz: Wer sich Begegnung verweigert, ist im Unrecht - Moskauer Intellektuelle mehrheitlich für Besuch Johannes Pauls II.
Moskau, 29.5.01 (KAP) Der Moskauer katholische Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz hat das Nein der russisch-orthodoxen Kirchenführung zu einem Treffen mit Papst Johannes Paul II. in der Ukraine bedauert. Wer sich der Begegnung verweigere, sei im Unrecht, sagte er am Dienstag vor Journalisten in Moskau. Kondrusiewicz kommentierte damit Aussagen des russisch-orthodoxen Patriarchen Aleksij II., der am Sonntag erklärt hatte, bei der für 23. bis 27. Juni geplanten Papstreise in die Ukraine werde es keine katholisch-orthodoxen Begegnungen auf höherer Ebene geben.
Die Visite des römischen Papstes werde die Beziehungen zwischen den Kirchen in der Ukraine nicht beruhigen und befrieden, sondern die vorhandenen Spannungen weiter verschärfen, hatte der Moskauer Patriarch gewarnt.
Die Moskauer Tageszeitung "Nezavisimaja Gazeta" veröffentlichte dieser Tage eine Umfrage unter ihren Lesern zu einem eventuellen Papstbesuch in Moskau. Von 647 Antworten hielten 47 Prozent einen solche Visite für "positiv und notwendig". 21 Prozent meinten, ein solcher Besuch mache nur Sinn, wenn der Papst zu Konzessionen in der Frage der Katholiken des byzantinischen Ritus ("Unierte") bereit sei. 32 Prozent sprachen gegen eine Papstvisite aus und meinten, der Moskauer Patriarch sollte "unter keinen Umständen den Papst treffen".
Der Vatikan-Korrespondent der russischen Nachrichtenagentur "Strana", Filipp Taratorkin, schrieb dazu, besonders russische Intellektuelle hätten eine positive Einstellung zu Papst und Katholizismus. Der Papst in Rom sei für sie die "Inkarnation des Westens in seiner kultiviertesten Form". Johannes Paul II. erscheine ihnen als ein "offener und ernsthafter Mann, ein Priester, der sein Amt ernst nimmt". Die Bücher des jetzigen Papstes seien in jeder großen Moskauer Buchhandlung zu kaufen; sie überzeugten durch ihre "einfache und verständliche Sprache", die den Autor zugleich als gebildeten und praktisch erfahrenen Menschen auswiesen.
Patriarch Aleksijs Haltung, den Papst wegen der ungelösten Probleme in den Beziehungen zwischen Orthodoxen und Katholiken nicht zu treffen zu wollen, stießen dem entgegen bei vielen auf Unverständnis, so Taratorkin. Aleksij sollte vielmehr "den Versuch unternehmen, diese Probleme auf der obersten kirchlichen Ebene zu lösen".
Kathpress
29. mai 2001