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Publisert 27. juni 2001 | Oppdatert 6. januar 2011

Abkommen über eucharistische Gemeinschaft unterzeichnet - Verhandlungen über Zusammenschluss sollen unter Schirmherrschaft Konstantinopels stehen - Moskauer Patriarchat wirft Ökumenischem Patriarchen einseitiges Vorgehen vor

Moskau-Kiew, 27.6.01 (KAP) Die beiden schismatischen orthodoxen Kirchen in der Ukraine, das "Kiewer Patriarchat" und die "Autokephalen", haben konkrete Schritte in Richtung einer Vereinigung gesetzt. Die beiden Kirchen, die von der Weltorthodoxie nicht anerkannt sind, vereinbarten vor kurzem eucharistische Gemeinschaft, wie russische Medien nun berichteten. Die Verhandlungen über einen Zusammenschluss sollen den Berichten zu Folge unter Schirmherrschaft des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel stattfinden. Eine Bestätigung dafür war von Seiten des Phanars in Istanbul bisher nicht zu erhalten. Ein Sprecher des Moskauer Patriarchats hat bereits verlauten lassen, sollte dies der Fall sein, werde dies eine schwere Krise zwischen Moskau und Konstantinopel auslösen.

Die Patriarchate von Moskau und Konstantinopel bemühen sich seit Mitte vergangenen Jahres offiziell um eine Einigung der gespaltenen Orthodoxie in der Ukraine. In die bisherigen Verhandlungsrunden wurden allerdings Vertreter der beiden abgespaltenen, nicht-kanonischen Kirchen nicht einbezogen. Ende Mai nahmen Repräsentanten Moskaus und Konstantinopels in der Ukraine einen Lokalaugenschein vor. Dabei wurden auch Gespräche mit der ukrainisch-orthodoxen Kirche des "Kiewer Patriarchats" sowie der Autokephalen Ukrainisch-Orthodoxen Kirche geführt. Über nähere Ergebnisse der Gespräche war nichts bekannt gegeben worden.

Wie die russische Agentur "Strana" nun meldete, unterzeichneten der "Kiewer Patriarch" Filaret und Metropolit Mefodij Kudriakow von Ternopol, Oberhaupt der "Autokephalen", am 20. Juni in Ternopol ein Abkommen über die eucharistische Gemeinschaft. Delegationen beider Kirchen hätten sich zuvor am 13. Juni im Phanar in Konstantinopel über Maßnahmen zur vollen Vereinigung der beiden Kirchen geeinigt. Es sei eine eigene Kommission eingerichtet worden, der Hierarchen beider Kirchen angehören.

Gemeinschaft mit Konstantinopel und Rom?

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. unterstütze persönlich die Bestrebungen, ein eigenständiges ("autokephales") ukrainisches Patriarchat zu schaffen, hieß es in der Meldung. Die bilaterale Kommission soll von Erzbischof Wsewolod Skopelskyj geleitet werden; er gehört der kanonisch anerkannten Ukrainischen Orthodoxen Kirche in den USA an, die unter der Jurisdiktion Konstantinopels steht (die "Autokephalen" der Ukraine nennen in ihrer Liturgie den Namen des Oberhaupts dieses US-Zweiges der ukrainischen Orthodoxie, Metropolit Konstantin; sie machen damit ihren Wunsch nach Erlangung des kanonischen Status deutlich).

Erzbischof Wsewolod soll laut der Meldung von "Strana" Patriarch Bartholomaios regelmäßig Bericht über den Stand der Einigungs-Verhandlungen erstatten. Offiziell habe sich der Ökumenische Patriarch noch nicht zu der Frage geäußert, wer die vereinigte ukrainische Kirche leiten soll. Der wegen seines Lebenswandels umstrittene "Kiewer Patriarch" Filaret komme dafür wohl auch für Bartholomaios nicht in Frage, so der Bericht.

Erzbischof Wsewolod wäre ein idealer Kompromisskandidat, den beide Seiten akzeptieren könnten, hieß es. Er sei auch für seine Sympathien für die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche bekannt, er nehme regelmäßig als Gast an deren Synoden teil. Seiner Ansicht nach soll - laut den Angaben von "Strana - die wiedervereinte ukrainische Orthodoxie in Gemeinschaft sowohl mit Konstantinopel als auch mit Rom stehen.

Das nächste Treffen der Oberhäupter des "Kiewer Patriarchats" und der "Autokephalen" soll am 6. Juli stattfinden. Dabei wolle man die eucharistische Gemeinschaft festigen. Außerdem solle bei der nächsten Verhandlungsrunde der Patriarchate von Moskau und Konstantinopel am 15. Juli in Zürich über die ukrainische Causa die russische Seite dazu gebracht werden, die parallele Jurisdiktion in der Ukraine anzuerkennen.

Zerreißprobe wie 1996 um estnische Orthodoxie

Erzpriester Nikolaj Balaschow vom Außenamt des Moskauer Patriarchats, der an den bisherigen Verhandlungen zwischen Moskau und Konstantinopel teilgenommen hat, erklärte gegenüber der russischen Nachrichtenagentur "Nowosti" dazu, man wisse über diese Vorgänge nichts, und das Ökumenische Patriarchat habe Moskau nichts über solche Absichten berichtet. Eine mögliche Vereinigung unkanonischer Gruppen sei deren interne Angelegenheit. Dies ändere nichts an deren schismatischem Status.

Bischof Mitrofan von der dem Moskauer Patriarchat verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche reagierte gegenüber "Strana" wesentlich schärfer. Patriarch Bartholomaios habe bedauerlichweise Kontakt mit den Schismatikern aufgenommen und dabei "die Meinung unserer Kirche ignoriert". Man habe daher in den Phanar einen Brief geschickt, in dem man darauf hingewiesen habe, dass der Moskauer Patriarch Aleksij II. dieses Vorgehen als Einmischung in die Angelegenheiten der russischen Orthodoxie betrachte. Eine "einseitige Politik" des Phanar wurde nicht nur der Kirche in der Ukraine, sondern der gesamten Orthodoxie schaden.

Sollte Bartholomaios damit fortfahren, würde diese zu einem Konflikt führen, der jenen um die orthodoxe Kirche in Estland "bei weitem übertrifft", warnte Bischof Mitrofan. - Wegen eines Streites um die Jurisdiktion über die estnische Orthodoxie waren 1996 die Beziehungen zwischen Moskau und Konstantinopel vorübergehend abgebrochen worden.

Die Schlichtung des ukrainischen Kirchenstreits ist für Moskau wie Konstantinopel ein heikles diplomatisches Unterfangen. Ein eigenes Patriarchat von Kiew und damit eine völlige Selbstständigkeit der ukrainischen Orthodoxie scheint wegen des Widerstands aus Moskau wenig realistisch; die bereits gegebene weitgehende Autonomie unter der Schirmherrschaft des Moskauer Patriarchats wird von den Schismatikern nicht akzeptiert. Als dritte Möglichkeit bietet sich eine weitgehende Autonomie unter der Schirmherrschaft Konstantinopels, der aber Moskau ebenfalls Widerstand entgegensetzt.

Der Kirchenkonflikt in Estland wurde schließlich mit einem Kompromiss beilegt: Jede Pfarre konnte selbst darüber entscheiden, unter wessen Jurisdiktion sie sich stellen will. Ähnliches scheint Konstantinopel nun für die Ukraine anzustreben.

Kathpress
27. juni 2001

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