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Publisert 4. november 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Parlaments-Ausschuss erklärt Visite für unerwünscht - Moskautreue orthodoxe Kirche lehnt geplänte Änderungen im Religionsgesetz ab

Kiew, 31.10.02 (KAP) In der Ukraine ist ein Streit um einen geplanten Besuch des Moskauer Patriarchen Aleksij II. entbrannt. Parlamentspräsident Wolodymyr Lytwyn hat das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche zu einer Visite für Ende dieses Jahres eingeladen. Der stellvertretende Vorsitzende des Parlamentsausschusses für Kultur und Geistesleben, Pawlo Mowtschan, kritisierte vor kurzem diese Einladung und bezeichnete den Patriarchen als in der Ukraine «unerwünschte Person». Kreise der zum Moskauer Patriarchat gehörenden autonomen ukrainisch-orthodoxen Kirche habe diese Haltung nationalistischer Politiker scharf verurteilt.

Hintergrund des Streits ist, dass die Orthodoxie in der Ukraine nach dem Ende der Sowjetunion in drei Flügel zerfiel. Neben der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats - die allein von der Weltorthodoxie anerkannt ist - bildeten sich eine ukrainisch-orthodoxe Kirche des «Kiewer Patriarchats» und eine «autokephale» Kirche.

Mowtschan, Abgeordneter der nationalen Partei «Unsere Ukraine» (Nascha Ukraina/NU), hatte am 8. Oktober mitgeteilt, die ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats und der Parlamentsausschuss für Kultur hätten dem Moskauer Patriarchen nahe gelegt, der Einladung von Parlamentspräsident Lytwyn nicht zu folgen. In der Erklärung des Parlamentsausschusses heißt es, man sei «äußerst erstaunt darüber, dass die Einladung nicht von einem Bischof gleichen Ranges, wie es in der Orthodoxie üblich ist, sondern von einem Politiker ausgesprochen wurde, der keinen Bezug zur Kirche hat».

In dem Schreiben der Parlamentarier an Aleksij II. hieß es weiter: «Millionen ukrainischer orthodoxer Christen verbinden mit Ihrem Namen einen gefährlichen und destabilisierenden Faktor im religiösen Leben der Ukraine. In Rücksicht darauf ist Ihr Besuch auf Einladung des Vorsitzenden des Parlamentes in der Ukraine unerwünscht. Die Mehrheit des ukrainischen Volkes betrachtet Sie als persona non grata. Daher bitten wir Sie, Ihren geplanten Besuch in der Ukraine abzusagen». Nach Angaben Mowtschans wurde auch Parlamentspräsident Lytwyn - er gehört dem Präsidentenbündnis «Einheitliche Ukraine» an - aufgefordert, die Einladung zurückzuziehen.

Den Anwürfen gegen Patriarch Aleksij II. widersprach eine Vereinigung namens «Kiewer Rus», die die Unterstützung der kanonischen Orthodoxie in der Ukraine zum Ziel hat. Der Besuch des Moskauer Patriarchen werde dazu beitragen, die Gesellschaft zu konsolidieren.

Religionsgesetz «weniger demokratisch»

Das Oberhaupt der Moskau-treuen Orthodoxie in der Ukraine, der Kiewer Metropolit Wolodymyr (Sabodan) hat unterdessen das Parlament aufgerufen, die geplante Änderung des Gesetzes über Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen nicht zu billigen. Der vom Nationalkomitee für religiöse Angelegenheiten vorgelegte Gesetzentwurf könne von seiner Kirche «in keiner Weise gutgeheißen werden», schrieb der Metropolit in einem Brief an alle Abgeordneten. Das Religionsgesetz würde durch die Abänderungen «weniger demokratisch».

Weiter kritisierte der Metropolit, dass keiner der von seiner Kirche formulierten Änderungsvorschläge berücksichtigt worden sei. Zu den Forderungen der Moskau-treuen Kirche zählte, dass der Staat die «besondere Rolle der kanonischen Orthodoxie in der Geschichte der Ukraine und bei der Heranbildung der Kultur und Spiritualität der ukrainischen Nation» anerkennt. Ferner wurde das Recht der Kirchen eingefordert, wirtschaftliche Betriebe zu führen. Den Kirchen müsse Rechtspersönlichkeit zuerkannt werden, außerdem müsse der Staat ihnen das unter den Kommunisten enteignete Eigentum zurückgeben. Heftig zurückgewiesen wurde von Metropolit Wolodymyr die geplante Regelung, laut der verschiedenen Konfessionen die gemeinsame Nutzung von Gotteshäusern vorgeschrieben werden könnte.

Kathpress
31. oktober 2002

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