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Publisert 25. november 2002 | Oppdatert 6. januar 2011

Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats: Begegnung notwendig, um belastete Geschichte zwischen den beiden Kirchen zu beenden

Bonn, 19.11.02 (KAP) Der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Metropolit Kirill von Smolensk, hält eine Begegnung zwischen Patriarch Aleksij II. und Papst Johannes Paul II. für unbedingt notwendig. Ein solches Treffen müsse die belastete Geschichte zwischen beiden Kirchen beenden, sagte er in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Wenn zwischen zwei großen Kirchen so schlechte Beziehungen bestünden wie gegenwärtig, schwäche dies die gesamte christliche Gemeinschaft.

Für die Eiszeit zwischen Moskau und dem Vatikan sind nach seinen Worten die Missionstätigkeit der katholischen Kirche auf «orthodoxem Territorium» und der damit verbundene «Proselytismus», die Abwerbung von orthodoxen Gläubigen, verantwortlich. Die Katholiken sollten sich an den Aufruf des Apostels Paulus an die frühen Christen erinnern, nicht an dem Ort zu predigen, wo bereits das Wort Gottes gepredigt worden ist. Die einheimische Kirche Russlands sei die Orthodoxie. «Wir sind doch kein heidnisches Land», so Kirill. Viele katholische Priester und Ordensleute aber wollten, «dass die russischen Menschen zu Katholiken werden». Das sei ein Fehler.

«In unserer Zeit muss man nicht daran arbeiten, dass irgendwer zu einem Katholiken oder zu einem orthodoxen Christen wird, sondern damit wir gemeinsam die christlichen Werte im Leben unseres Volkes bewahren können», so Kirill. Das Problem sei nicht, dass die katholische Kirche die in Russland vorhandenen Katholiken betreut; das sei ihre Aufgabe. Wenn aber ein orthodoxer Christ beginne, eine katholische Kirche zu besuchen, dann sollte man ihn «nicht locken». «Das Problem ist für uns die Arbeit, die den bestehenden kirchlichen Verhältnissen entgegenwirkt. Wenn wir katholische Missionare in Krankenhäusern antreffen, in Schulen, in Universitäten - da fragen wir sie: Was machen Sie hier? Das sind doch unsere Schulen, das ist unser Volk. Wir sind hier präsent», sagte der Metropolit.

«Wenn wir unsere Tätigkeit auf die Seelsorge beschränken, werden wir ausgezeichnete ökumenische Beziehungen entwickeln. Das ist unser Aufruf heute an die römisch-katholische Kirche. Dies ist der Kern der Kontroverse», so Kirill weiter. Die katholische Kirche habe in Russland katholische Diözesen für das russische Volk gebildet. «Damit sind nicht mehr nur die Katholiken, nicht die Polen, Litauer und Deutschen gemeint, die seit Generationen auf unserem Territorium leben», kritisierte der Metropolit, «und dagegen sind wir». Auch sei die behauptete Anzahl von Katholiken in Russland viel zu hoch gegriffen.

Kritik an unierter Kirche in der Ukraine

Scharfe Kritik übte der Leiter des Außenamtes des Moskauer Patriarchats an den Plänen der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, ihr Zentrum von Lemberg (Lwiw) nach Kiew zu verlegen und ein eigenes Patriarchat zu werden. «Wenn ein solches Patriarchat geschaffen würde, was Gott verhüten möge, dann würde das bedeuten, dass die katholische Kirche ihr Patriarchat gegen das russische stellt. Damit wird die Legitimität des orthodoxen Patriarchats in Zweifel gezogen», warnte Kirill. Rom ginge damit auf Konfrontation. Er glaube aber nicht, dass der gegenwärtige Papst diesen Schritt setzen wird.

Die Wiederzulassung der 1946 unter Stalin verbotenen unierten Kirche im Jahr 1990 wertete Kirill als «vom Wesen her völlig legitim». Sie sei aber zur Tragödie für die orthodoxen Gemeinden in der Westukraine geworden, weil sie ihre Gotteshäuser verloren hätten. Dennoch glaubt Kirill, dass ein Ausweg aus der Krise in den Beziehungen zwischen Moskau und Rom gefunden werden kann. Die gegenseitigen Kontakte seien nie eingestellt worden.

Im Interesse der ökumenischen Entwicklung würde die russisch-orthodoxe Kirche eine Mitgliedschaft der katholischen Kirche im Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) begrüßen, so Kirill. Dann würde es einen wirklich weltweiten christlichen Dialog geben. Ohne eine Beteiligung der katholischen Kirche sei die Arbeit des Weltkirchenrates nicht vollwertig. Für die Protestanten drohe damit keine Gefahr. «Da wird es einfach drei Familien, die katholische, die orthodoxe und die protestantische im Weltkirchenrat geben», so der Metropolit.

Gebraucht werde der ÖRK als Ort der Begegnung für einen breiten christlichen, interkonfessionellen Dialog zu Problemen der heutigen Gesellschaft. «Dieser Raum für weltweite Begegnungen unter Christen, das ist eine sehr wertvolle, eine sehr wichtige Sache. Der Dialog ist ganz und gar kein einfacher, denn es bestehen nicht nur konfessionelle, theologische Differenzen. Es gibt auch kulturelle und politische Unterschiede, die sehr stark wirken. Doch der Weltkirchenrat ist ein Platz der Begegnung. Und das allein ist schon wichtig», so der Metropolit.

Kathpress
19. november 2002

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