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Publisert 5. mai 2003 | Oppdatert 6. januar 2011

Auf der 99. Auslandsreise Johannes Pauls II. wurde spürbar, dass seine Popularität weiter wächst - Papst sprach auf behutsame Art die unbewältigte Wunde des Bürgerkriegs an

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Ludwig Ring-Eifel

Madrid, 4.5.03 (KAP) Als Höhepunkt seines zweitägigen Spanienbesuchs hat Papst Johannes Paul II. in Madrid fünf spanische Geistliche und Ordensleute des 19./20. Jahrhunderts heilig gesprochen. Zu dem feierlichen Gottesdienst, der bei strahlendem Frühsommerwetter auf der zentralen Plaza de Colon stattfand, kam eine beeindruckende Menschenmenge, wie sie sonst nur in Polen oder in Lateinamerika bei Papstreisen zu sehen ist. Sie erstreckte sich auch über die angrenzenden Alleen und Plätze, das spanische Fernsehen sprach von rund einer Million Teilnehmern.

Der Papst, der in wenigen Tagen seinen 83. Geburtstag begeht, bewältigte die lange liturgische Zeremonie in offensichtlich guter Verfassung. Erstmals bei einer Auslandsreise zelebrierte er eine Messe im Sitzen auf seinem hydraulisch verstellbaren Rollthron, der im Vatikan bereits an den Ostertagen zum Einsatz gekommen war. Beim letzten großen Auftritt seiner 99. Auslandsreise überraschte er die Spanier mit einer kräftigen Stimme und einer fehlerlosen, klaren Aussprache ihres Idioms. Die Menge feierte ihn mit ausgelassenem Jubel, selbst der populäre König Juan Carlos erhielt bei seinem Eintreffen nicht annähernd so viel Beifall wie der Papst. Offenbar hat auch in Spanien, wo die katholische Kirche in den letzten Jahren Einbußen ihrer gesellschaftlichen Bedeutung hinnehmen musste, der Papst durch sein starkes Friedensengagement noch einmal einen neuen Popularitätsschub erfahren. «Juan Pablo Segundo - te quiere todo el mundo» (Johannes Paul II. - dich liebt die ganze Welt): Dieser Sprechchor war immer wieder zu hören.

Der Popularitätsschub war bereits am Samstag zu spüren, als der Papst bei einem abendlichen Treffen mehr als eine halbe Million Jugendliche in einem leidenschaftlichen Appell zu persönlichem Friedensengagement aufrief und (nicht zuletzt mit Blick auf die baskische ETA) dem Terrorismus und dem radikalen Nationalismus eine Absage erteilte. Auch seine Forderung nach einer neuen Vorreiterrolle Europas für den Frieden in der Welt wurde von den Jugendlichen bejubelt.

In seiner Heiligsprechungspredigt am Sonntag ging der Papst nicht auf die aktuelle Weltlage ein, sondern widmete sich anderen Themen. Unter anderen berührte er auf behutsame Art ein Problem, das in Spanien noch immer nicht bewältigt ist: dem Bürgerkrieg von 1936 bis 1939. Zwar standen, anders als bei vielen früheren Selig- oder Heiligsprechungen von Spaniern, diesmal die Märtyrer jener Zeit nicht ausdrücklich im Mittelpunkt der Feier. Nur einer der fünf neuen Heiligen, Pedro Poveda, starb als Opfer des Bürgerkriegs, bei dem Tausende Priester, Ordensleute und katholische Laienaktivisten ums Leben kamen. Dennoch erwähnte der Papst in seiner Predigt gleich dreimal diese Leidenszeit und sprach beinahe beiläufig davon, dass diese «traurigen Umstände» überwunden seien.

Statt in den Wunden der Vergangenheit zu bohren, rief der Papst die Spanier dazu auf, aus ihrer langen christlichen Tradition Kraft zu schöpfen und mutig in die Zukunft zu blicken. «Brecht nicht mit euren christlichen Wurzeln! Nur so werdet ihr in der Lage sein, der Welt und Europa den kulturellen Reichtum eurer Geschichte zu bringe», rief er unter tosendem Beifall. Nach mehr als drei Stunden auf der Plaza de Colon fuhr der Papst wieder im Papamobil davon, um sich mit spanischen Kardinälen und Bischöfen zu treffen. Die vielen tausend Polizisten und Freiwilligen hatten Mühe, die Menge zurückzuhalten, die dem Papst bei seinem Rückweg in die Apostolische Nuntiatur vom Straßenrand zujubelte.

Nach dem triumphalen Auftakt in Madrid sind die Erwartungen für die bevorstehenden Auslandsreisen des Papstes hoch. Die 100. Reise soll fünf Tage dauern und Anfang Juni quer durch Kroatien führen, wo der Papst mit den Folgen der noch nicht bewältigten Jugoslawien-Kriege konfrontiert wird. Auch der zwei Wochen später geplante Besuch in Bosnien steht unter diesem Zeichen.

Kathpress
4. mai 2003

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