Besuch im grenznahen Marienwallfahrtsort Marianka scheint im Kommunique der Bischofskonferenz noch nicht auf
Preßburg, 8.8.03 (KAP) In der Slowakei wird noch um Details des Programms von Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch von 11. bis 14. September gerungen. Die Slowakische Bischofskonferenz veröffentlichte in einem Kommunique ein aktualisiertes Programm mit den Gottesdienstzeiten.
Höhepunkt wird demnach die Seligsprechungsmesse am Sonntag, 14. September, in der südlich der Donau gelegenen Preßburger Satellitenstadt Petrzalka sein. Petrzalka liegt unmittelbar an der österreichischen Grenze, zwischen den beiden Grenzübergängen Berg (Erzdiözese Wien) und Kittsee (Diözese Eisenstadt). Kardinal Christoph Schönborn wird mit einer großen österreichischen Pilgergruppe teilnehmen.
Nach dem vorläufigen Programm wird Johannes Paul II. am Donnerstag, 11. September, um 10.40 Uhr auf dem Flughafen Preßburg landen. Am Nachmittag reist der Papst in die 45 Kilometer östlich gelegene historische Bischofsstadt Trnava (Tyrnau), wo um 18 Uhr ein Gebet stattfindet.
Derzeit bilden Preßburg und Trnava ein Doppel-Erzdiözese unter der Leitung von Erzbischof Jan Sokol. Zahlreiche Kommentatoren rechnen jedoch mit einer baldigen Änderung der Diözesenstruktur durch den Vatikan - möglicherweise noch vor dem Papstbesuch. Dadurch würde es zur Bildung einer Erzdiözese Preßburg und einer ihr zugeordneten Diözese Trnava kommen.
Am Freitag, 12. September, dem auch in der Slowakei gefeierten Fest «Mariä Namen», soll um 10.30 Uhr in Banska Bystrica eine Papstmesse im Sinne des heurigen «Jahres des Rosenkranzes» gefeiert werden. Die Anreise des Papstes aus Preßburg erfolgt per Flugzeug; die Landung auf dem Flughafen Sliac ist für 9.30 Uhr vorgesehen.
Am Samstag, 13. September, will Johannes Paul II. die Bischofsstadt Roznava besuchen und dort um 11.30 Uhr einen Gottesdienst im Natur-Amphitheater unterhalb des Rakos-Berges halten. Um 10 Uhr soll das Papstflugzeug auf dem Flughafen Kosice landen; die Weiterreise von Kosice nach Roznava erfolgt laut Programm im Papamobil.
Der Sonntag, 14. September, steht im Zeichen der Seligsprechung des griechisch-katholischen Bischofs Vasil Hopko (1904-1976) und der Ordensschwester Zdenka (Cecilia) Schelingova (1916-1955). Schelingova wurde von den Kommunisten gefoltert und starb an den Folgen der brutalen Misshandlungen. Hopko war Weihbischof der griechisch-katholischen Diözese Presov und wurde nach der gewaltsamen Liquidierung der griechisch-katholischen Kirche in der Tschechoslowakei durch das kommunistische Regime im Jahre 1950 interniert. Nach seiner Freilassung musste er als Hilfsarbeiter arbeiten und konnte nur im Untergrund pastoral tätig sein. Im Prager Frühling 1968 stand er an der Spitze eines Komitees, das die Legalisierung der mit Rom unierten Kirche durchsetzte.
Offen bleibt, ob Johannes Paul II. in den Nachmittagsstunden des 14. September - vor seiner Verabschiedung um 18.20 Uhr - auch den zehn Kilometer von Preßburg entfernten und durch seine «Wunderbare Quelle» bekannten Marienwallfahrtsort Marianka unmittelbar an der österreichischen Grenze besuchen wird. Im Programm finden sich für den Nachmittag keine Angaben.
Dennoch heißt es aus der Umgebung des Papstes, sein Wunsch sei es, am Vorabend des in der Slowakei besonders populären Fest der «Sieben Schmerzen Mariens» (15. September) dem Marienort einen privaten Besuch abzustatten. Die aus dem 14. Jahrhundert stammende Kirche von Marianka ist nach und nach zum meist besuchten Wallfahrtsort der Region geworden. Als «Marienthal» ist der Ort vielen Österreichern ein Begriff.
Der Besuch des Papstes in der Slowakei ist der dritte nach 1990 und 1995. Höhepunkt des Slowakei-Besuchs 1995 war die Heiligsprechung der drei «Kaschauer Märtyrer» des Jahres 1619 - P. Melichar Grodziecky, P. Stefan Pongracz und Marek Krizin - am 2. Juli 1995 in Kosice.
Politische Diskussion um Teilnahme
Der Besuch des Papstes gibt der Kirche die Möglichkeit, ihre Haltung gegenüber einzelnen Politikern zu artikulieren. Mehr als 60 Abgeordnete des slowakischen Parlaments haben darum gebeten, dem Gottesdienst mit Papst Johann Paul II. beiwohnen zu dürfen. Der Organisator des Besuchs, P. Daniel Dian sagte, er habe sich an zwei Parlamentarier mit der Bitte gewandt, sie sollten ihre Teilnahme an der Messe überdenken.
In Medien wurden diesbezüglich Pavol Rusko, der Vorsitzende der liberalen «Allianz des neuen Bürgers» (ANO), und Maros Kondrot, ein Abgeordneter der oppositionellen Partei «Smer» (Richtung), genannt. Rusko sei als Initiator der Novelle des Abtreibungsgesetzes bei der Messe unerwünscht. Die Gesetzesnovelle soll den legalen Schwangerschaftsabbruch bis zur 24. Woche ermöglichen, falls der Embryo schwere genetische Schäden aufweist.
Kondrot wiederum hatte die Kirche in einer Parlamentsdebatte scharf kritisiert. Der Oppositionspolitiker hatte gesagt: «Ich würde mich sowieso nicht gut fühlen unter Menschen, die den Glauben als politische Waffe benutzen».
Die Kommunistische Partei (KSS) hingegen hat es ihren Abgeordneten sogar verboten, an der Messe teilzunehmen - mit einem Beschluss des Zentralkomitees. Dian sagte, er schätze diese Position der Kommunisten.
Die slowakische Regierungskoalition ist seit mehreren Monaten durch den Konflikt zwischen ANO und christdemokratischer KDH schwer belastet. ANO setzte die Novelle des Fristenlösungsgesetzes mit der Unterstützung der Opposition durch. Die Christdemokraten bewerten dies als schwere Verletzung des Koalitionsabkommens.
Staatspräsident Rudolf Schuster legte ein Veto gegen das Gesetz ein. Das Parlament wird nochmals über das Abtreibungsgesetz verhandeln, und zwar Anfang September. Zur Überstimmung des Vetos des Präsidenten ist die absolute Mehrheit der Stimmen nötig.
Unter den gegebenen Umständen ist das Ergebnis der Abstimmung nur schwer voraussagbar. Falls das Gesetz in Kraft tritt, würden die Christdemokraten die Abberufung der ANO-Minister verlangen. Das würde eine schwere Regierungskrise bedeuten.
Kathpress
8. august 2003