Preßburg, 28.8.03 (KAP) Unter den staatlichen und kirchlichen Organisatoren des bevorstehenden Papstbesuchs in der Slowakei herrscht Erleichterung darüber, dass die Abstimmung über das umstrittene Abtreibungsgesetz erst im Oktober - nach der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes - durchgeführt wird. Damit lassen sich zahlreiche konfliktträchtige Punkte vor allem in der Einladungspolitik vorerst umschiffen.
Die zerstrittenen Regierungsparteien hatten in der Vorwoche - nicht zuletzt angesichts der für 11. bis 14. September anberaumten Papstvisite - die Entscheidung gefasst, die Abstimmung über die Gesetzesnovelle zu verschieben. Nach der Novelle wäre ein Schwangerschaftsabbruch bis zur 24. Woche gestattet, falls der Embryo genetische Schäden aufweist. Bisher ist eine Abtreibung in der Slowakei nur bis zur 12. Woche straffrei.
Streit um Kostenaufteilung
Die slowakische Regierung hat unterdessen den finanziellen Beitrag des Staates zum Papstbesuch um weitere elf Millionen Kronen (260.000 Euro) auf nunmehr 79 Millionen Kronen (1,88 Millionen Euro) aufgestockt. Sie folgt damit der Empfehlung einer Sonderkommission des slowakischen Außenministeriums, die diesen Betrag als Mindestbetrag für eine würdige Abwicklung des Besuchs erachtet. Die nunmehr vereinbarte Summe liegt aber noch immer weit unter jenem Betrag, den vor allem die Städte auf der päpstlichen Reiseroute ursprünglich gefordert hatten.
In den slowakischen Medien wird seit Wochen über die Finanzierung des Papstbesuchs eine heftige Auseinandersetzung geführt. Sie reicht von Mutmaßungen, inwieweit die Städte den Papstbesuch ausnützen, um für sich zusätzliche Geldmittel aufzutreiben, bis zu Aufforderungen an die Kirche, die Kosten für den Pastoralbesuch selber zu tragen.
Roma: Doch noch Begegnung mit Papst?
Weiterhin diskutiert wird auch die Einbindung der starken Roma-Minderheit in den Papstbesuch. Audienz-Wünsche von Vertretern der Minderheit waren von der Slowakischen Bischofskonferenz bei der Programmplanung vorerst nicht berücksichtigt worden - mit Rücksicht auf die belastete Gesundheit Johannes Pauls II., wie es hiess.
Doch eine Änderung des Programms zu Gunsten der Roma wäre «durchaus noch drin»: Das war zumindest im ostslowakischen Trebisov zu erfahren, wo am Wochenende das erste Roma-Kulturfestival in der Slowakischen Republik stattgefunden hat. Beim Eröffnungsgottesdienst sagte der griechisch-katholische Roma-Priester Peter Horvath, jeder Mensch habe gleichen Wert und gleiche Würde, ohne Rücksicht auf seine Nationalität oder Hautfarbe. An den Veranstaltungen im Amphitheater von Trebisov nahmen 40 Folklore- und Musikgruppen, Gesangs- und Tanzensembles teil. «Wir wollen die jungen Menschen motivieren, sich dem zu widmen, was einst der Stolz der Roma war, nämlich Musik, Gesang und Tanz», erklärte der Vorsitzende des Slowakischen Roma-Rats, Frantisek Gulas.
Ein weiteres Ziel der Veranstaltung bestand darin, die Roma aus verschiedenen Regionen des Landes zusammenzuführen und so ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Aufhorchen ließ, dass Präsident Rudolf Schuster seiner Zuversicht Ausdruck verlieh, dass Johannes Paul II. in der Slowakei für ein Treffen mit Roma-Vertretern Zeit finden werde, was bisher von kirchlicher Seite in Abrede gestellt worden war.
Ökumene und Österreich-Verbindung
Auch für ein Treffen des Papstes mit Vertretern der Ökumene will sich das slowakische Staatsoberhaupt einsetzen. Schuster hatte sich zur Vorbereitung auf den Papstbesuch in den Städten Banska Bystrica und Roznava aufgehalten; am Montag war er in seiner ostslowakischen Heimatstadt Medzev mit Otto von Habsburg zusammengetroffen.
Beim Festgottesdienst, den Johannes Paul II. am Sonntag, 14. September, in der Preßburger Trabantenstadt Petrzalka in nächster Nähe der österreichischen Staatsgrenze feiern wird, werden die rund 200 freiwilligen Helfer des Slowakischen Roten Kreuzes von rund 100 Kolleginnen und Kollegen aus Österreich unterstützt werden. Wie die Tageszeitung «Sme» meldete, stellt das Österreichische Rote Kreuz auch drei modernst eingerichtete Sanitätsfahrzeuge zur Verfügung.
Von den beiden Spitälern, die für Notfälle gerüstet sind - dem Krankenhaus in der Antolska-Straße in Petrzalka sowie dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Stadtmitte von Preßburg - ist letzteres in den letzten Jahren mit Hilfe der österreichischen Ordensprovinz auf den neuesten Stand der Technik gebracht worden und gilt als Vorzeigeprojekt kirchlicher Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg.
Zur Papstmesse nach Petrzalka kommt auch eine große Gruppe von Menschen mit Behinderung, die vom österreichischen Malteser-Hospitaldienst (MHD) betreut werden.
Kathpress
28. august 2003