Preßburg, 11.9.03 (KAP) Das Gebet für den Frieden stand im Mittelpunkt des Besuchs von Papst Johannes Paul II. in der barocken Johannes-Kathedrale von Trnava (Tyrnau) in der Westslowakei. Der Papst benützte für die 50 Kilometer lange Strecke von Preßburg nach Trnava eine Staatslimousine der slowakischen Regierung.
Bis fast 14 Uhr hatte der Papst getrennte Gespräche mit dem slowakischen Präsidenten Rudolf Schuster, Premierminister Mikulas Dzurinda und dem Parlamentspräsidenten Pavol Hrusovsky geführt. Schuster, Dzurinda und Hrusovsky nehmen auch an der Seligsprechungsmesse am Sonntag teil, zu der auch eine große Delegation von Österreichern mit Kardinal Christoph Schönborn an der Spitze erwartet wird. Die Messe auf einem Freigelände im Süden von Petrzalka - in Luftlinie gerade 1.000 Meter von der österreichischen Grenze entfernt - ist der Höhepunkt und Abschluss des Papstbesuchs.
Zum Gebet in Trnava hiess es, es sollte zum einen Dank für die friedliche und demokratische Entwicklung im einstigen kommunistischen Machtbereich zum Ausdruck bringen. Zum anderen sollte es aber auch im Zeichen des 2. Jahrestags der Attentate vom 11. September, der jüngsten Eskalation im israelisch-palästinensischen Konflikt sowie der zu Besorgnis Anlass gebenden Entwicklung im Irak stehen.
Trnava gilt als das «slowakische Rom». Vom 17. Jahrhundert bis zur Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 war Trnava das geistlich-religiöse Zentrum des Königreichs Ungarn, zu dessen Territorium die Slowakei vom Frühmittelalter bis 1919/20 gehört hatte.
Der ungarische Primas Kardinal Peter Pazmany, der in Trnava residiert hatte - er war auch Gründer des Wiener «Pazmaneums» -, hatte 1635 zur Gründung und künftigen Leitung der Universität den Jesuitenorden nach Trnava berufen. Die Jesuiten erbauten unter anderem den heutigen Dom, damals Universitätskirche.
In seinem Äußeren und Inneren orientiert sich die barocke Kathedrale ganz an der Jesuitenkirche Il Gesu in Rom. Das viel bewunderte Gotteshaus hat sowohl für die Katholiken der Slowakei als auch für Ungarns katholische Kirche hohen Symbolwert.
Das Thema der Aussöhnung der beiden europäischen Nachbarvölker möchte Johannes Paul II. allerdings erst beim Gottesdienst am Samstag in Roznava stärker in den Mittelpunkt stellen. Die Gegend um die nahe der ungarischen Grenze gelegene Bischofsstadt Roznava (Rosenau) ist Heimat einer starken magyarischen Minderheit.
Kathpress
11. september 2003