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Publisert 3. mars 2004 | Oppdatert 6. januar 2011

Filmverleih weist Antisemitismus-Vorwürfe zurück

München, 3.2.04 (KAP) Mit 200 Kopien startet der US-Film «Die Passion Christi» von Mel Gibson am Gründonnerstag in den deutschen Kinos (in Österreich ist der Start für Karfreitag, 9. April, vorgesehen). Schon jetzt seien Vorführungen ausverkauft, sagte Thomas Peter Friedl, Marketingchef der Münchner Verleih-Firma «Constantin Film», am Dienstag im Gespräch mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA: «Auch Pfarrgemeinden wollen mit ein paar Tausend Besuchern ins Kino». Sollte Mel Gibson es zeitlich schaffen, finde die Premiere in Berlin statt.

Oscar-Preisträger Gibson hat unter anderen mit James Caviezel als Jesus und Monica Bellucci als Maria Magdalena die letzten zwölf Stunden im Leben Jesu verfilmt. Beeindruckend sei vor allem die «unglaubliche Authentizität», betonte Friedl. Gedreht wurde in Latein und in Aramäisch, der Sprache Jesu. Weltweit wird der Film nur mit Untertiteln zu sehen sein.

Der «Constantin»-Chef wies zugleich Vorwürfe zurück, der Film hätte antisemitische Tendenzen: «Ich habe eine Arbeitsfassung im November gesehen und die war sicher nicht antisemitisch. Sonst hätten wir den Film nicht für Deutschland gekauft».

Den Zuschauer erwartet laut Friedl auch keine auf Sensation setzende Gewalt, wie manche Kritiker monierten. Die Frage sei vorab allerdings gewesen, «will man die Schmerzen und die Gewalt, die Jesus bei seinem Leidensweg angetan wurden, andeuten oder zeigen?»

Werbeoffensive bei US-Kirchgängern

Schauspieler und Regisseur Mel Gibson wendet sich indessen mit einer Werbeoffensive für seinen Film direkt an Kirchgänger. Während einer Reise durch die USA warb Gibson in zahlreichen Gemeinden für einen Besuch des Streifens, wie US-Zeitungen am Dienstag berichteten. Geistliche hätten bereits mehrere Kinos ausgebucht und planten Gebete nach den Vorführungen. Offizieller Kinostart in den USA ist Aschermittwoch, der 25. Februar.

Mit 19 Prozent aller vorbestellten Tickets beim Online-Verkäufer «Fandango» ist «The Passion of the Christ» derzeit landesweiter Top-Seller. In der kommenden Woche wollen laut Zeitungsberichten rund 6.000 TV-Prediger den Streifen bei ihrer Nationalversammlung in Charlotte vorab sehen.

Gibson will mit seinem selbst finanzierten Epos in lateinischer und aramäischer Sprache nach eigenem Bekunden die Leidensgeschichte der letzten zwölf Stunden Jesu so realistisch wie möglich zeigen.

Besorgnis und Zufriedenheit

Vertreter des Judentums äußerten sich nach Vorabvorführungen verärgert und besorgt über die Darstellung der Juden im Film. Nach Einschätzung der US-amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) kann der Film latenten Antisemitismus fördern. Wenn Gibson behaupte, ein historisch exaktes Abbild der Ereignisse wiederzugeben, so widerspreche dies sowohl der biblischen Lehre als auch den Beschlüssen des Zweiten Vaticanums, das die Juden von der Schuld am Tod Jesu freispreche, hieß es.

Der Beauftragte für interreligiöse Angelegenheiten des Amerikanischen Jüdischen Komitees (AJC), Rabbiner David Elcott, sagte am Wochenende, er befürchte zwar keine Pogrome als Folge des Films. Allerdings würden der religiöse Dialog und das in langen Jahren aufgebaute gegenseitige Vertrauen durch die «absolutistische» Sichtweise der Passion Christi in Gibsons Film unterminiert. Das AJC plant laut Presseberichten eine 40-seitige Broschüre, in denen es seine theologischen Bedenken für Kinobesucher erläutert.

Konflikt um «Blutwort»

Der jüdische Religionswissenschaftler James Rudin, der an der New Yorker katholischen Saint Leo-University lehrt und am 23. Jänner einer Voraufführung des Gibson-Films beigewohnt hatte, nahm vor allem am so genannten «Blutwort» Anstoß. Rudin erklärte, der Film wäre bei einer Streichung des «Blutworts» für jüdische Zuseher gerade noch akzeptabel.

Im Gibson-Film höre man eine fanatisierte (jüdische) Menschenmasse auf aramäisch schreien: «Sein Blut komme über uns und unsere Kinder». Der Film gehe vom Fluch-Charakter dieses Satzes aus. Bibelwissenschaftler weisen dem gegenüber aber übereinstimmend darauf hin, dass dieses in der Fachsprache «Blutwort» genannte Matthäus-Zitat (Mt 27,25) nicht die Herabrufung eines Fluchs auf Grund einer erkannten Schuld ist, sondern eine allgemein gebräuchliche Verurteilungsformel war. Sie bedeute so viel wie: «Wir wissen, dass wir im Recht sind, und wir sind bereit, dafür zu sterben». Falls diese Formel tatsächlich von Juden verwendet worden sei, hätte sie also nur Relevanz für die damals Anwesenden gehabt. Dennoch habe dieser Vers eine furchtbare Wirkungsgeschichte in Form mittelalterlicher Judenpogrome gehabt, so Rudin.

Kathpress
3. februar 2004

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